Geschichte des Verschönerungsvereins Moritzberg

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Der Moritzberg ist vor Jahrhunderten bereits von Menschen besucht worden. Meist ging es jedoch dabei um eine wirtschaftliche Nutzung, wie den Erzabbau, die Kalkgewinnung oder auch die Landwirtschaft. Von Nürnberg aus ist der Moritzberg früher nur für Wohlhabende erreichbar gewesen, die sich die weite und beschwerliche Reise leisten konnten.

Im Jahre 1419 ließ der Nürnberger Herdegen Valzner die Kapelle St. Mauritius errichten, die heute noch ein Wahrzeichen auf dem Berggipfel darstellt. Dazu wurde das Gebäude der heutigen Gaststätte als Unterkunft für einen Eremiten geschaffen. Damals hieß der Berg noch Leinbürg. In der folgenden Zeit kam der Moritzberg nach der Kapelle zu seinem heutigen Namen.

Später wurde die Kapelle dann dem Verfall überlassen bis sie von Christoph und Gottlieb Fürer von Haimendorf zu Beginn des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde. Die Kapelle befindet sich heute noch im Besitz der Familie Fürer von Haimendorf bzw. deren Nachfolgen. Sie wurde auch von diesen in den Jahren 1952 und 1984 erneut renoviert.

Seit dem Jahre 1694 findet die Moritzbergkirchweih statt. Sicher mit Unterbrechungen. Aber heute noch wird sie jedes Jahr im August zum Bartholomäustag gefeiert.

Im 19. Jahrhundert kamen vielfältige Pläne auf, ein großes Nationaldenkmal auf dem Moritzberg zu errichten. Der bayerische König Ludwig 1. soll Pläne gehegt haben, die Walhalla auf dem Moritzberg zu bauen oder auch die Befreiungshalle. Nachdem es mit der Walhalla nichts geworden war, entwarf 1841 der Nürnberger Architekt von Heideloff ein 120 m hohes Nationaldenkmal. Auch daraus wurde nichts.

Während des 19. Jahrhunderts schritt die Industrialisierung fort, die Eisenbahn kam auf und die Bevölkerung wurde wohlhabender. Damit rückte der Moritzberg auch in erreichbarere Nähe für die Nürnberger Bevölkerung. Es erschienen auch erste Reiseberichte, die auch die Gaststätte auf dem Moritzberg erwähnen.

Ende des 19. Jahrhunderts dachte man dann nur noch an die Errichtung einer Bismarcksäule, nachdem die vorherigen Großprojekte nicht realisiert werden konnten.

Am 11. Juni 1899 wurde der Verschönerungsverein Moritzberg in Rockenbrunn gegründet, um einen Turm als Bismarckdenkmal, Aussichtspunkt und Touristenattraktion zu errichten Die Anregung gab der damalige Amtsrichter Karl Sauer aus Lauf. Der Nürnberger Kaufmann Jakob Krieger, der auch der erste Vorsitzende des Moritzbergvereins wurde, setzte sich für den geplanten Turmbau ein. Den Ehrenvorsitz erhielt der Oberbürgermeister von Nürnberg, Dr. von Schuh. Zweiter Vorsitzender wurde Johannes Hölzl, Hauptlehrer aus Nürnberg, Der Bauausschuss wurde geleitet von dem Nürnberger Architekten Röhm, der auch den Entwurf für den Aussichtsturm lieferte. Die Familie von Fürer erklärte sich bereit, das Grundstück zur Verfügung zu stellen.

In den folgenden Jahren erlebte der Moritzbergverein einen großen Zulauf und wuchs auf über 800 Mitglieder im Jahre 1912 an. Trotzdem benötigte man über zehn Jahre, um die für den Turmbau veranschlagte Summe von 35000 Mark aufzubringen. Der Jahresbeitrag betrug eine Mark und war damit erschwinglich, brachte aber auch, wie der Verkauf von Postkarten und anderem, entsprechend wenig ein. Wenn man den heutigen Jahresbeitrag zu dem damaligen in Relation setzt, würde das bedeuten 1,4 Mio. DM aufbringen zu wollen. Daraus läßt sich ersehen, wie enorm die veranschlagte Summe für damalige Verhältnisse war.

Am 20. Juli 1910 war Baubeginn des Bismarckturmes auf dem Moritzberg. In den Jahren 1910 bis 1913 wurden dann fast 40000 Mark verbaut, bis kein Geld mehr da war. Der Turm erreichte damit jedoch bei weitem nicht die geplante Höhe, obwohl schon während des Baues der Querschnitt verringert wurde.

Dies war die Blütezeit des Verschönerungsvereins Moritzberg. Die Mitgliederzahl stieg bis etwa 1000 Mitglieder an.

Jakob Krieger war dann im Jahre 1914 auch Mitbegründer des Fränkischen Albvereins Am 18.Juli 1918 wurde der Bismarckturm in Hindenburgturm umbenannt. Bismarckdenkmäler waren jetzt "out". Zu dieser Zeit hatte der Verein etwa 600 Mitglieder.

Nach dem ersten Weltkrieg begann der wirtschaftliche Niedergang. Damit einher gingen fallende Mitgliederzahlen, da die Menschen andere Sorgen als den Moritzberg hatten. An einen Weiterbau des Turmes war nicht mehr zu denken.

Über diese Zeit bis zum Ende des zweiten Weltkriegs gibt es auch nur wenige Informationen. Der Vereinsgründer Jakob Krieger verstarb im Jahre 1934. In der Zeit nach 1933 wurde dann eine einfache Jugendunterkunft eingerichtet, die später als Notunterkunft diente.

 

Westansicht von 1946 Moritzbergturm

Nach dem Krieg hatte der Verschönerungsverein dann nur noch 34 Mitglieder. Vorsitzender wurde Georg Liebermann aus Nürnberg.

Im Jahre 1952 kam mit dem UKW-Rundfunksender des Bayerischen Rundfunks der Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Zwei Jahre später wurde der Sender jedoch auf den Dillberg bei Neumarkt verlegt, da der Moritzberg sich in der Einflugschneise des heutigen Nürnberger Flughafens befindet.

Zwischenzeitlich war der Baumbestand auf dem Gipfel kräftig gewachsen. Die Folge davon war, daß man von dem Aussichtsturm in seiner damaligen Höhe nichts mehr sehen konnte. Er hatte ja immer noch den Zustand von 1913. Dazu kam, daß der damals angebrachte Holzaufbau Schäden aufwies und dringend erneuerungsbedürftig war.

Man konnte schließlich 1958 Christian Woesch vom FAV als ersten Vorstand für den Verschönerungsverein Moritzberg gewinnen. Unter diesem wurde begonnen eine Turmerhöhung zu planen. Dabei waren seine guten Beziehungen durchaus hilfreich.

Im Jahr 1959 schloß sich der Verschönerungsverein als Ortsgruppe dem Fränkischen Albverein an. Es wurde für die Turmerhöhung geworben, und eine Bausteinaktion durchgeführt. Dies führte wieder zu steigenden Mitgliederzahlen. Architekt Georg Stolz erstellte die Planung für die Aufstockung. In den Jahren 1962 bis 1964 konnte dann gebaut werden. Die Kosten von letztendlich 52000 DM wurden durch die Bausteinaktion, private Spenden und Zuschüsse der umliegenden Gemeinden aufgebracht. Am 4. Dezember 1963 war Richtfest und am 9 August 1964 die Einweihungsfeier des erhöhten Turmes. Zu dieser Zeit hatte der Moritzbergverein wieder ungefähr 150 Mitglieder.

Nachdem nun Räume vorhanden waren und auch ein Stromanschluß zur Verfügung stand, wurde der Aussichtsturm ein begehrter Standort für die Sprechfunkversorgung des Nürnberger Großraumes. Die Polizei, die Feuerwehr mit dem Katastrophenschutz, nicht zuletzt die Nürnberger Funkamateure und neuerdings auch das Rote Kreuz stellen mit ihren Funkanlagen auf dem Moritzbergturm die Versorgung des Großraumes sicher.

In den folgenden Jahren wurden Ruhebänke und Spielgeräte am Turm aufgestellt. Seit der Gebietsreform 1972 gehört das Gipfelplateau des Moritzberges zur Stadt Röthenbach/Pegnitz.

Im Jahre 1972 waren die Bäume bereits wieder soweit gewachsen, dass über Maßnahmen zur Verbesserung der Aussicht diskutiert wurde. Im selben Jahr übergab Christian Woesch das Amt des Vorsitzenden an Klaus Emmert aus Lauf, der diese Amt bis zu seinem Tode im Jahre 2006 inne hatte. Christian Woesch wurde Ehrenvorsitzender.

Klaus Emmert konnte noch im gleichen Jahr die Finanzierung der heutigen Zufahrtsstraße auf den Moritzberggipfel durch Zuschüsse des Bezirks, des Landkreises und der Stadt Röthenbach erreichen.

Im Mai 1974 wurde das 75-jährige Jubiläum des Verschönerungsvereins gefeiert. Es fand ein großes Fest mit über 1000 Bergfreunden statt.

Am 24. Juli 1977 verstarb der Ehrenvorsitzende Christian Woesch, dessen unermüdlicher Arbeit der Verschönerungsverein Moritzberg sehr viel verdankt.

1982 errichtete die Polizei den heute noch vorhandenen großen Antennenmast auf dem Turm.

In den Jahren 1984 und 1985 wurde der Turm innen renoviert. Auch die Moritzbergkapelle wurde in diesen Jahren durch die Familie Fürer von Haimendorf restauriert.

Im Jahre 1990 verstarb einer der Gönner des Moritzbergvereins, Wilhelm Fürer von Haimendorf, als damals ältestes Vereinsmitglied im Alter von 99 Jahren.

Die Gaststätte auf dem Moritzberg wurde Ende 1993 wegen der mangelhaften Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung geschlossen. Anschließend zog sich die Renovierung über ein Jahr hin. Durch die Grabungsarbeiten für die Versorgungsleitungen wurde die Umgebung des Turms fast unzugänglich

Erst im Jahr 1996 findet die Jahreshauptversammlung wieder in der Gasstätte auf dem Moritzberg statt. Diese Versammlung beschloss, zu prüfen, wie die Aussicht des mittlerweile von Bäumen verdeckten Turmes wieder hergestellt werden kann. Das Ergebnis war, dass nur eine erneute Aufstockung dieses Ziel erreicht, da eine weiträumige Abholzung des Plateaus auf dem Moritzberg nicht möglich ist. Eine Auslichtung oder Schaffung von Sichtschneisen würde nach Aussagen des Forstamtes in kürzester Zeit wieder zuwachsen

Bis heute konnten jedoch die Hindernisse nicht aus dem Weg geräumt werden. Obwohl die Gemeinden und der Landkreis die Erhöhung durchaus wohlgesonnen betrachteten. Im Jahr 1998 wurde schließlich von der Baubehörde Einsturzgefahr vermutet, was zur Schließung des Turmes und der Absperrung des Geländes führte.

Die akute Einsturzgefahr konnte zwischenzeitlich widerlegt werden, so dass die Absperrung zum 100-jährigen Jubiläum entfernt werden konnte. Ob aber die Aussichtsplattform zugänglich sein wird, war zu diesem Zeitpunkt fraglich.

Der Zustand der Bausubstanz erzwingt nun eine Renovierung von Grund auf. Die Frage, die sich den heutigen etwa 100 Mitgliedern des Moritzbergvereins stellt, lautet nun: Sanierung im Zuge einer Turmerhöhung oder Sanierung ohne Turmerhöhung. Beides erfordert viel Geld. Im letzteren Fall bringt es allerdings nur geringen Nutzen.

Am 28.April 2005 konnte nach umfangreichen Sicherungs.- und Sanierungsarbeiten der Turm wieder geöffnet werden.

Am 18. April 2006 verstarb unser langjähriger 1.Vorsitzender Klaus Emmert der von 1972 bis 2006 den Verein führte. 

Klaus Peter Kreuzer wurde am 23.September 2006 zum 1.Vorsitzenden des Vereins gewählt.

Da die Aussichtmöglichkeit immer noch durch die umliegenden Bäume sehr gering ist, kann zur Zeit nur der Turm besichtigt werden. Das sollte eigentlich seit Frühjahr 2007 geändert werden. Jedoch durch den milden Winter konnte das Holz nicht abtransportiert werden und somit war das Fällen der Bäume nicht sinnvoll.  

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